Vetternwirtschaft im Aufsichtsrat Rhein-Kreis Neuss Kliniken?
Sicherlich, der Kreis-Kreis Neuss steht im Hinblick auf das mögliche Zusammengehen mit dem Lukas-Krankenhaus Neuss vor großen Herausforderungen. Gerade jetzt wäre Konstanz bei den lokalen Entscheidungsträgern und Vordenkern gefordert.
Die ernüchternde Wirklichkeit ist hier jedoch, dass das gestaltende Personaltableau in letzter Zeit erheblich ausgedünnt ist:
Den Auftakt machte Krankenhausdirektor Nennhaus vor etwa zwei Jahren, indem er – sicherlich auch vor dem Hintergrund einer unerfreulichen und nicht enden wollenden Diskussion um zu besetzenden Chefarztstellen – aus seinem langfristigen Vertrag als Verwaltungschef der Kreiskrankenhäuser in Dormagen und Grevenbroich ausstieg, um sich einer doch sicherlich zumindest ebenso reizvollen Aufgabe als neuer Geschäftsführer an das St.-Josef-Krankenhaus in Moers zu widmen.
Kurz darauf verlief Professor Goder aus ausgewiesener medizinischer Praktiker und bestens vernetzter Lokalpolitiker dann den Krankenhausausschuss wie auch den Kreistag, um sich anderen Aufgaben zu widmen, womit der Rhein-Kreis Neuss in Fragen des Krankenhausmanagements den des geschickten Agierens im öffentlichen Gesundheitswesen einen ausgewiesenen und bestens vernetzten Spezialisten verloren hatte.
Diese Erosion fand in der Kreistagssitzung vom 19. Dezember ihren weiteren Verlauf, als nun auch der bis dato Vorsitzende des sich in Auflösung befindlichen Krankenhausausschusses, Dr. Will – ebenfalls ein ausgewiesener Kenner und Strippenzieher der Geschicke der beiden Kreiskrankenhäuser – zum Schluss der letzten Kreistagssitzung auch sein Mandat niederlegte.
Nun mag es für die CDU-Fraktion im Kreistag der Rhein-Kreis Neuss zwar ein Leichtes sein, die personellen Lücken in Sachen Krankenhausmanagement zu schließen, indem hier flugs ein Aufsichtsrat der Rhein-Kreis Neuss Kliniken gegründet wurde, einfach um nicht mehr in der Verlegenheit zu stehen, im eigenen Rheinkreis weitere kompetente sachkundige Bürger als Ersatz zu finden, die es augenscheinlich nicht gibt. In einen Aufsichtsrat können auch kreisfremde Personen berufen werden.
Ob hier die Personalauswahl glücklich ist, wird sich erst zeigen müssen. Zwar sind mit dem Ex-Vorstandsvorsitzenden der AOK Rheinland Hamburg Jacobs, der Juristin, Verlegerin und Apothekerin Prütting und dem Kaufmann und Geschäftsleiter des Evangelischen Klinikums Duisburg Eggeling sicherlich ausgewiesene Experten ihrer jeweiligen Teildisziplin nunmehr für die Geschicke der Kliniken im Rhein-Kreis Neuss mitverantwortlich, es fehlt aber doch zu offensichtlich auch ein medizinischer Praktiker. Ob sich hier ein stetiger Realitätsbezug zu den in den beiden Kliniken beschäftigten Praktikern aufbauen lässt, wird sich zeigen müssen.
Vor allem zeigt sich, wie verzweifelt personelle Lücken von Seiten der tonangebenden CDU-Fraktion zu schließen versucht wurde, doch auch an der Vergütungsregelung hinsichtlich der drei in den Aufsichtsrat berufenen Akteure:
Ihnen allen wurden Mehrvergütungen eingeräumt. Dies ist sicherlich nicht nur ein Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz, zumal diese Herrschaften bis jetzt noch Nichts wahrnehmbar Außergewöhnliches zum Wohle der kreiseigenen Kliniken geleistet haben, sondern der Rhein-Kreis Neuss verhält sich hier in sich selbst widersprüchlich, in Aufsichtsrat der Kreiswerke Grevenbroich gibt es eine solche Vergütungsdifferenzierung zwischen Kreistagsabgeordneten und sonstigen berufenen Mitgliedern nämlich nicht.
Zwar wurde gegen dieses Vorgehen im Kreistag von Seiten der Opposition zum Teil heftig protestiert, aber – wahrscheinlich erfolgreiche – Rechtsmittel von Seiten der Betroffenen wurde nicht eingelegt. Hier wurde zu offensichtlich der politische Handlungswille zugunsten einer vielleicht möglichen zukünftigen Beteiligung am Mehrheitsbündnis geopfert.
So gesehen hat der Kommunalwahlkampf 2020 soeben begonnen.