Am 29.3. war es denn soweit: In Wiesbaden wurde der Schenkungsvertrag zwischen dem in Neuss verwurzelten Kunstsammler Ferdinand Neess und den Wiesbadener Museen über seine Jugendstilsammlung rechtskräftig besiegelt. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass es sich bei dieser Sammlung – in ihrem Wert vorsichtig taxiert auf über 40 Millionen Euro – zumindest bundesweit um die bedeutendste Sammlung ihrer Art handelt.
Vorausgegangen war ein ablehnender Bescheid der Stadt Neuss, der im Wesentlichen mit der unklaren Kostensituation hinsichtlich der dafür erforderlichen Erweiterungsmaßnahmen im hiesigen Clemens-Sels-Museum, elf bis 30 Millionen Euro bei mittlerweile rund sechs Millionen Euro an zusammengetragenen Spenden und Fördergeldern.
Vollkommen unverständlich ist in diesem Zusammenhang, wieso der Kulturausschuss der Rhein-Kreises Neuss einen entsprechenden Befassungsantrag abgelehnt hat. Hier muss man sich vor Augen halten, dass es bei dieser einmaligen Chance letztendlich um eine angemessen nutzbare Fläche von rund 35 Metern mal 35 Metern geht. Für den Rhein-Kreis-Neuss eine schlichtweg nicht darstellbare Größe?
Das muss doch zumindest sehr stark angezweifelt werden. Denkt man doch nur an die Räumlichkeiten im dem Rhein-Kreis Neuss verbundenen Schloss Dyck, die bisweilen eher für Fotodokumentationen genutzt werden. Die aus dem Umfeld des Stiftungsbeirats lancierten Hinweise auf „stilistische Inkompatibilität“ lassen sich doch wohl am treffendsten mit Hybris umschreiben.
Und die fehlenden 35 m x 35 m nicht im nur sporadisch genutzten Foyer der Rheinischen Landestheaters oder vor räumlicher Großzügigkeit strotzenden Kreishauses in Neuss darstellen zu können, ist schlichtweg unglaubwürdig. Beide Gebäude befinden sich delikater Weise nur ein Steinwurf vom ursprünglich angedachten Clemens-Sels-Museum entfernt.
Sicherlich, kommunalpolitische Arbeit findet auch außerhalb der Sitzungen statt oder gar nicht. Es sind hier die Bemühungen all deren anzuerkennen, die bis zuletzt diskret hinter den Kulissen für den Verbleib der Jugendstilsammlung im Rhein-Kreis-Neuss gekämpft haben.
Aber knapp daneben ist auch vorbei, es bleibt allerdings für lange Zeit der Eindruck des vor allem politischen Unvermögens, diese Sammlung von weit überregionaler Bedeutung im Rhein-Kreis Neuss zu halten – eine kommunalpolitische Provinzposse!